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Der Hl. Bernhard von Clairvaux

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 07.11.2008
 
Vorwort

Der Hl. Bernhard von Clairvaux (1009-1153) war nicht nur Erneuerer des Zisterzienserordens und ein bedeutender Mystiker, er übte auch politisch im 12. Jahrhundert großen Einfluß aus.

Zeit seines Lebens litt er - aufgrund seines übersteigerten Fastens - an einem chronischen Magenleiden. Die Askese war Teil seines Glaubensverständnis.

Bedeutend ist - neben der Reform der Kirche und besonders des Mönchswesens - auch sein politisches Wirken und sein Engagement für den 2. Kreuzzug (1147). Der Kalendertag dieses katholischen Heiligen ist der 20. August.

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Jugendzeit

Der Hl. Bernhard stammt aus einer alteingesessenen burgundischen Adelsfamilie. Sein Vater, Ritter Tescelin le Saur, besaß das Schloß Fontaines bei Dijon. Zu seiner frommen Mutter Aleth hatte Bernhard, der als dritter Sohn am 20. August 1090 zur Welt kam, ein sehr inniges Verhältnis. Seine Mutter starb, als Bernhard gerade 13 Jahre alt war. Dieser Verlust trug maßgeblich dazu bei, daß Bernhard den Weg zur Kirche suchte.

Bei den Kanonikern in Châtillon absolvierte er eine geisteswissenschaftliche Ausbildung und trat in der Fastenzeit des Jahres 1112 mit 30 weiteren Jugendlichen in das Kloster Citeaux ein, obwohl seine Familie versucht hatte, ihn davon abzuhalten. Stattdessen brachte er sogar seine Brüder, einige Cousins und weitere junge Adlige dazu, sich ihm anzuschließen.

Das von Robert von Molesme 1098 gegründete benediktinische Reformkloster galt als außergewöhnlich streng: der cluniazensische Benediktinerorden gab sich weltlichen Genüssen hin, in Citeaux lebte man spartanisch, schlief auf Strohsäcken und aß grobes schwarzes Brot und gekochtes Gemüse. Da hart gearbeitet und viel gebetet wurde, lautete das Motto "Ora et Labora" (Bete und Arbeite). Die Cluniazenser bezeichnete man als "schwarze Mönche" und die Zisterzienser (die Mönche aus Citeaux) als "weiße Mönche".

Da besonders auf Grund des Werbens Bernhards viele Jugendliche aus Burgund nach Citeaux strömten, konnte Abt Stephan Harding innerhalb kürzester Zeit dreimal je zwölf Mönche zur Gründung von Tochterklöstern nach Clairvaux, Morimond und Pontigny aussenden. Zu diesen Neugründern gehörte 1115 auch Bernhard: mit seinen Brüdern zog er nach Lichtental (= Clairvaux), wo unter harten Entbehrungen der sumpfige Boden urbar gemacht wurde.

Diesem Kloster diente Bernhard bis kurz vor seinem Tod im Jahre 1153 als Abt und von hier aus wurden rund siebzig weitere Klöster auf seine Initiative gegründet. Auch Kloster Kamp als erste Klostergründung des Zisterzienserordens in Deutschland geht auf das Wirken des Hl. Bernhard zurück.

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Politisches Engagement

Ungefähr ab dem Jahre 1128 nahm Bernhard auch immer mehr Einfluß auf das kirchenpolitische und weltliche Geschehen; so war er auf dem Konzil von Troyes als Sekretär tätig. Danach vermittelte er im Streit zwischen Ludwig dem Dicken und dem Bischof von Paris und 1129/30 zwischen Ludwig Vi. und dem Erzbischof von Sens.

Als sich 1130 zwei Päpste, Innozenz II. und Anaklet II. um den Heiligen Stuhl stritten, mischte Bernhard sich ein und schlug sich auf die Seite von Innozenz. Es gelang ihm 1130 auf dem Konzil zu Étampes, auch Ludwig VI. und die frz. Bischöfe auf Innozenz einzuschwören. Kurz danach entschieden sich auch König Lothar und der dt. Klerus, sowie der König von England für Innozenz.

Bei einem Treffen zwischen König Lothar, der die Schwäche des Papsttums zur Aufhebung des Wormser Konkordats und zur Wiedererlangung des Investiturrechts der Bischöfe durch Ring und Stab nutzen wollte, und Papst Innozenz im März 1131 wurde König Lothar die Erfüllung seiner Wünsche durch das energische Eingreifen Bernhards verwehrt.

In den Jahren 1133 bis 1138 reiste Bernhard im Auftrag des Papstes mehrmals als politischer Vermittler nach Italien. Als er 1143 im Krieg zwischen Ludwig VII. und dem Grafen der Champagne als Schlichter auftrat, warf ihm Innozenz II. sein politisches Engagement vor.

Nach dem Tode Innozenz und der Interimspäpste Cölestin II. und Luzius II. wurde 1145 der Mönch Bernhard Paganello, der aus Clairvaux stammte, als Eugen III. neuer Papst. Hierdurch wurde Clairvaux (kirchen)politisch noch bedeutender, weshalb es damals auch hieß, daß eigentlich Bernhard der Papst sei.

Im gleichen Jahr wandten sich die Sarazenen gegen Jerusalem und Eugen III. rief die Christenheit zum 2. Kreuzzug auf. Bernhard wurde zum Kreuzzugsprediger ernannt und auf der Synode zu Véselay im Jahre 1146 hielt Bernhard eine flammende Rede, um die Begeisterung für den Kreuzzug zu entfachen. Auf Reisen durch Flandern, Deutschland und Frankreich, die bis zum Frühjahr 1147 dauerten, warb er weiter und konnte selbst Kaiser Konrad III. gewinnen.

Bernhard war zutiefst betroffen, als der Kreuzzug durch Meinungsverschiedenheiten unter den Fürsten und Verrat der Griechen scheiterte. Obwohl man auch ihm Versagen vorwarf, wurde er 1150 auf dem Konzil von Chartres zum Anführer eines neuen Kreuzzuges gewählt. Schwer krank reiste er 1153 nach Metz, um politische Spannungen zu schlichten. Erschöpft brachten ihn seine Getreuen nach Clairvaux, wo er am 20. August 1153 verstarb. 1174 wurde Bernhard von Clairvaux heilig gesprochen.

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Bedeutung für Orden und Kirche

Bernhard war auch als Mönch und Mystiker für seine Zeit ein Vorbild, das viele Menschen für ein Ordensleben begeistern konnte. Er stand für eine neue Frömmigkeit, da er es als Ideal ansah, in Armut, Demut, Gehorsam und restloser Hingabe an Gott zu leben. Im Gegensatz zum Luxusleben vieler Kleriker trat er für strenge Askese und körperliche Arbeit ein, ein Lebensstil, der besonders im Zisterzienserorden gepflegt wurde.

Seine Vorstellungen von der Mystik und vom Leben in Demut und Armut schlugen sich nicht nur in den Richtlinien des Ordens, sondern auch im Gesang und im Baustil der Klöster nieder. Schriften und Predigten trugen mit dazu bei, daß der Orden auf Grund starken Zulaufs schon 1153 rund 350 Klöster mit mehreren hundert Möchen zählte.

Bernhard beschränkte seine Reformtätigkeit aber nicht nur auf seinen eigenen Orden, sondern half bei der Reformierung anderer Orden mit und dachte sogar über eine Reform des Klerus und der gesamten römischen Kurie nach.

Seine Ansichten über Theologie und Mystik sind in über 500 Briefen und 700 erhaltenen Predigten überliefert, sine politischen Reden sind leider nicht erhalten. Schon zu seinen Lebzeiten hatte er eine Sammlung zusammengestellt: in "De gradibus humilitatis et superbiae" (= "Über die Stufen der Demut und des Stolzes") sind seine Predigten als junger Abt niedergelegt und in "De diligende Deo" (= "Über die Gottesliebe") erläutert er die Grundprinzipien seiner mystischen Lehre. Am bekanntesten sind seine 86 Predigten über das Hohelied, die er ab 1135 begann. Hier schildert er seine Erfahrungen über den Weg der Seele zu Gott, die zur Braut des göttlichen Wortes heranreift und in einer mystischen Hochzeit mit Christus vermählt wird.

Dies drückt auch seine Einstellung zur Kirche aus, da für ihn Christus und Kirche "zwei in einem Fleisch sind": die Kirche ist der mystische Leib Christi, in den der Gläubige einverleibt wird und, je mehr er in und mit der Kirche seinen Glauben lebt, wird er selbst zur Braut Christi.

Auch die Marienverehrung ist ein wichtiger Aspekt der Mystik Bernhards: zwar sprach er nur selten über Maria, aber die wenigen Aussagen gaben Anlaß zur Entstehung einer breiten Marienfrömmigkeit. Maria war für ihn ein überaus liebenswürdiges Geschöpf. Bei einem Besuch in Affligem (Belgien) soll die Madonnenstatue ihr Haupt geneigt und gesagt haben: "Sei gegrüßt, Bernhard!".

Seinen Ruf als Marienmystiker verdankt er besonders seinen beiden Ordensbürdern Oglerius und Locedio, die ihre Werke nach seinem Tod verfaßten und deren Werke lange unter dem Namen Bernhards verbreitet wurden. Dante (siehe "Göttliche Komödie") und Goethe (siehe Schlußszene von "Faust II") griffen die Marienverehrung Bernhards in ihren Werken ebenfalls auf.

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