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Der Terassengarten Letzte Aktualisierung dieser Seite: 07.11.2008
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Manche Behauptungen leben in den Köpfen der Menschen einfach länger, auch wenn sie historisch nicht haltbar sind: angeblich fuhr der damals noch junge Friedrich II. im Spätsommer 1740 von Straßburg nach Schloß Moyland bei Kleve, um sich dort mit Voltaire zu treffen. Als er am Terassengarten des Klosters vorbeifuhr, entwarf er in der Kutsche sitzend den Plan von Sanssouci. Leider ist der preußische König nie in Kamp gewesen. Trotzdem ist dies eine nette Anekdote, da die beiden Gärten viele Ähnlichkeiten aufweisen. Eine andere nette Geschichte ist der "Segen von Kloster Kamp": in den Ordenssatzungen der Zisterzienser stand, daß die Klöster einen eigenen Weinberg besitzen sollten. Deshalb legten die Mönche auch in Kamp einen Weinberg auf dem Südhang des Kamper Berges an. Der Wein soll dermaßen "süffig" gewesen sein, daß in der Chronik des Klosters aus dem Jahre 1483 der Satz steht: "Vinum Campense non facit gaudia mense". Wie jeder Latein-Schüler weiß, bedeutet dies nichts anderes als "Kamper Wein bereitet am Tisch nur Pein". Eine echte Wohltat für einen verkorksten Magen stellt allerdings der "Kampsche Kognak" (auch "Elst" genannt) dar, der aus Wermuth gemacht wird; zwar äußerst bitter stellt sich schon nach kurzer Zeit eine Besserung ein. Als im 16. und 17. Jh. auf Grund der Kriegswirren die Mönche das Kloster nach und nach verließen und letztendlich sogar ganz aufgeben mußten, verfiel der Weinberg. Unter Abt Edmund Richterich, dessen Amtszeit von 1695 bis 1705 dauerte, wurde der Weinberg in einen Garten mit künstlichen Terassen umgebaut. Abt Franz Daniels (1733 - 1749) ließ diesen Garten zu einem Barockgarten umgestalten: es gab Orangerien, in denen im Winter die exotischen Pflanzen untergebracht wurden, die im Sommer an den Wegrändern standen, und er verschönerte die Treppe mit Skulpturen. Die Beete enthielten Gemüse, Salat und Kräutern und auf den Terassenstufen und der Parterre wurden Obstbäume gepflanzt. Der prachtliebende Abt wollte sich in "seinem" Garten ungestört mit seinen Gästen unterhalten und deshalb durfte der Garten von den "normalen" Mönchen nicht betreten werden. Für diese gab es einen Garten nordöstlich der Abteikirche. Nach der Aufhebung (= Säkularisierung) des Klosters durch die Franzosen zerfiel der Garten, die Skulpturen wurden verkauft und die Orangerien abgerisssen. Im 19. Jh. nutzte das Hotel Bieger auf dem Kamper Berg den Garten für den Obst- und Gemüseanbau. Schon 1961 gab es erste Pläne zur Wiederherstellung und 2 Jahre später wurde die neue Bundesstraße B510 durch den Südteil des Garten gebaut. Aber im Jahre 1987 begann man mit der Rekonstruktion - nach einem alten Kupferstich von Querfurth und Creite von 1747 - und im September 1990 wurde der Garten feierlich eröffnet. Seitdem bildet er eine große Attraktion, die von vielen Gästen besucht und bewundert wird. |
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