Die ersten Jahre Die Blütezeit Die Reformationszeit Die Barockzeit Die mönchlose Zeit Die Karmeliterzeit nach unten

 
Zur Geschichte von Kloster Kamp

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 07.11.2008
 

Die ersten Jahre

Das Kloster Kamp war die erste Gründung eines Klosters der Zisterzienser auf deutschem Boden. Erzbischof Friedrich von Köln stellte am 23. Januar 1123 die Stiftungsurkunde aus und beauftragte seinen Bruder Abt Arnulf von Morimond mit der Entsendung von Mönchen. Der gemeinsame Bruder Heinrich reiste daraufhin mit 12 Mönchen an den Niederrhein. Sie brachten alles Nowendige für den Gottesdienst und die tägliche Arbeit, aber auch wertvolle Reliquien (z. B. die Reliquie der Hl. Agatha) mit.

Da die Zisterzienser ursprünglich ihre Klöster in Tälern errichteten, mutmaßt man, daß die ersten Gebäude nicht auf dem Kamper Berg, sondern in Altfeld errichtet wurden. Wegen der Hitze und der Mücken zog man dann aber auf den Südhang des Kamper Berges.


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Die Blütezeit

Die ersten Jahre waren sehr entbehrungsreich, da das Land gerodet und Sümpfe trocken gelegt werden mußten. Schon der zweite Abt, Theoderich (1137 - 1177) legte aber in seinen frühen Amtsjahren den Grundstein für den Erfolg; es entstanden landwirtschaftliche Großbetriebe - die Grangien - in Götterswick bei Voerde, Hönnepel bei Kalkar, sowie Auenheim und Gommershoven bei Bedburg. Wahrscheinlich begann der dritte Abt, Gierard (1177 - 1184) mit dem Bau der Klosteranlage auf dem Kamper Berg.

Der Zulauf an Mönchen war so groß, daß schon 1129 die erste Tochter, Walkenried im Westharz gegründet wurde und 1132 folgten Volkerode in Thüringen, 1135 Amelungsborn am Solling, 1140 Hardehausen in Westfalen und 1146 Michaelstein im Harz. Insgesamt wurden 15 Tochterklölster direkt von Kamp aus gegründet und im Laufe der Zeit gab es über 60 Klöster in Deutschland und noch 24 Zisterzienserinnenklöster, die der Aufsicht des Kamper Abtes unterstanden.

Unter Abt Giselbert (1271 - 1298) erreichte der Klosterbesitz seinen Höhepunkt: es zog sich eine Kette von Koblenz nach Bedburg - Neuss - Willich - Uerdingen - Moers - Eversael - Rheinberg - Kamp - Alpen - Xanten bis nach Utrecht in Holland. Hinzu kamen Besitzungen in Aachen, Duisburg, Roermond und Nimwegen.

Eine zweite Blütezeit begann unter Abt Wilhelm II. von Köln (1382 - 1402), der der "devotio moderna" (einer niederländisch-niederdeutschen Reformbewegung) anhing und durchsetzte, daß die Amtszeit der Äbte bis zum 64. Lebensjahr verlängert wurde.

Zu dieser Zeit fanden auch wieder Gründungen statt: 1382 Marienkroon in Nordbrabant, 1386 Marienhaven in Südholland und 1394 bzw. 1412 schlossen sich die Klöster Marienberg in Nordholland und Galilaea Maior in Oberijssel dem Kloster an.


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Die Reformationszeit

Die ersten Jahre des. 15 Jahrhunderts waren eine Zeit reger Bautätigkeit: 1410 wurde die Abteikirche restauriert und höher gezogen. 1411 wurde die Kapelle an der Klosterpforte vergrößert und ein neuer Hochaltar eingerichtet. Die Um- und Anbauten waren so umfangreich, daß sie quasi einem Neubau gleichkamen.

Durch die einsetzende Reformationsbewegung und Kriege in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde auch das Klosterleben stark in Mitleidenschaft gezogen. Besonders der Truchsessische Krieg (benannt nach dem Kölner Erzbischof Gebhard Truchseß von Waldburg, der zur Reformation übertrat und sogar heiratete) war eine große Bedrohung für das Kloster: 1580 zog ein Teil des Konvents auf die Güter bei Neuss und 1585 beschlossen die restlichen Mönche, das Kloster ganz aufzugeben und ins nahe Rheinberg zu übersiedeln. 1586 zerstörte Graf Adolf von Neuenahr und Moers die Gebäude auf dem Kamper Berg.

Nachdem fast 70 Jahre lang keine Mönche in Kamp lebten, kehrte unter Abt Peter Polenius (1636 - 1664) ein Dutzend Mönche zurück, aber erst unter Abt Andreas Holtman aus Geldern begann 1683 der Wiederaufbau, so daß am 19. November 1700 der gesamte Konvent ins Kloster heimkehren konnte.

Abt Wilhelm Norff aus Rheinberg (1705 - 1726) ließ eine neue Orgel bauen und eine neue Turmuhr mit Läutwerk aufstellen. Außerdem gelang es ihm, nicht nur die Schulden zu tilgen, sondern neue Güter zu kaufen.


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Die Barockzeit

Mit Abt Franziskus Daniels aus Grevenbroich (1733 - 1749) begann das letzte Kapitel des Zisterzienserordens auf dem Kamper Berg. Unter ihm fand die Bautätigkeit ihren Höhepunkt und Abschluß. Der Abt ließ die Prälatur und den berühmten Terassengarten errichten. Die Prälatur war ein Prachtgebäude im italienischen Stil und stand am Westgipfel der Abteikirche. Am Südhang entstand der große Prachtgarten, der in fünf Terassen untereilt war (Anm.: Näheres gibt es im Kapitel "Terassengarten" auf der Klosterseite dieser Homepage).

Die Zeit der Aufklärung war ebenfalls sehr folgenreich für das Kloster: nicht mehr Tugend und Frömmigkeit, sondern Bildung und Wissenschaft standen nun im Vordergrund. Abt Dionysius Genger aus Königswinter (1773 - 1778) legte eine Sammlung von Gemälden bedeutender Maler an und Kunststudien und Musikdarbietungen standen im Vordergrund des klösterlichen Lebens. Unter dem letzten Abt, Bernardus Wiegels aus Uerdingen (1785 - 1802) wurde sogar der Chorgesang an Wochentagen eingestellt, damit mehr Zeit für Studien blieb.


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Die mönchlose Zeit

1789 brach in Frankreich die Revolution aus und 1794 wurde der linke Niederrhein von den französischen Armeen besetzt.

Am 6. August 1802 kamen die Kommissare Lépine und Thibault nach Kamp und verkündeten die Säkularisation des Klosters. Aller beweglicher und unbeweglicher Besitz wurde konfisziert. Nur die Kirche und deren Mobiliar, sowie die für den Gottesdienst notwendigen Geräte blieben hiervon ausgenommen.

Das Gebäude östlich der Kriche wurde zum Pfarrhaus bestimmt und am 10. August 1803 verließen die Mönche das Kloster. Als Pfarrer zogen Qurinus Reuter und als Kaplan Friedrich Michels in das Pfarrhaus ein. So endete nach fast 700 Jahren die Anwesenheit der Zisterzienser in Kamp. Abt Wiegels zog zu seinem Freund und ehemaligen Küchenmeister Johann Josef Kreitz in seiner Heimatstadt Uerdingen, wo er am 21. Juli 1812 verstarb.

Eine Gemeinschaft von sechs Kaufleuten erwarb 1807 den Klosterbesitz und schlachtete ihn aus: die Gebäude wurden teilweise abgerissen oder erheblich umgebaut, so daß es zur Ansiedlung von kleineren Geschäften und Handwerksbetrieben auf dem Kamper Berg kam. Durch die Abschaffung der Feudalrechte in Frankreich erhielten auch die Bauern am Niederrhein das Land, das sie bisher nur erblich nutzen durften, als Eigentum. Trotzdem hielt sich die Begeisterung für die Besatzungsmacht in Grenzen: Steuern auf Tabak, Kaffee, Salz, Bier, Wein und Schnaps und die Einführung der Wehrpflicht wurden als Unterdrückung empfunden.


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Die Karmeliterzeit

Von 1802 bis 1954 fand auf dem Kamper Berg kein klösterliches Leben statt und die Klosterkirche diente der Kirchengemeinde Liebfrauen als Pfarrkirche.

Am 27. Mai 1954 (am Fest Christi Himmelfahrt) zogen in Absprache mit dem Bischof von Münster, Michael Keller, Karmeliter in das Kloster ein. Der Provinzial der niederländischen Karmelprovinz, Pater Dr. Brocardus Meijer, stellte die sieben Patres und zwei Brüder vor, die die Bewohnerschaft des Klosters bilden sollten.

Der Karmeliterorden, der "Orden der Brüder der Allerseligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel" war im 12. Jahrhundert zur Zeit der Kreuzzüge in Palästina entstanden. Kreuzfahrer, die als Einsiedler im "Wadi es siah", einem Tal im Karmelgebirge lebten, führten dort ein asketisches Leben. Zunächst gab es keine einheitliche Ordensregel, sondern erst um 1209 erhielt der Orden seine Regeln vom Patriarchen Albert von Jerusalem. Anders als andere Orden besaßen die Karmeliter keinen eigentlichen Ordensgründer, sondern sehen den Propheten Elija als geistiges Vorbild und in Maria als Schwester im Glauben ihre Schutzpatronin.

Die Karmeliter stellen seit 1954 nicht nur den Pfarrer der Gemeinde Liebfrauen, sondern wirken auch als Lehrer an den Schulen der Stadt Kamp-Lintfort. Fast auf den Tag genau nach 52 Jahren verließen die Karmeliter bis auf Pater Georg (als Gemeindepfarrer) das Kloster und kehrten in die Niederlande zurück. Die Entscheidung des Bischofs von Münster, im Kloster eine Begegnungs- und Tagungsstätte einzurichten, wurde in Kamp-Lintfort nicht gerade mit Begeisterung aufgenommen und er hat sich mit seiner Entscheidung noch unbeliebter in unserer Stadt gemacht, als er sowieso schon immer war!


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