Im Hohen Busch... Der Himmelsschlüssel Das glühende Gespann Der Mönchsschall Die Lilie zu Kamp nach unten

 
Sagen und Legenden um Kloster Kamp

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 07.11.2008
 

Im Hohen Busch... oder: wie die Mönche nach Kamp kamen

Es mag an einem jener heißen Sommertage Anno Domini 1122 gewesen sein, wie man sie auch heute noch am Niederrhein kennt: Heide, Moor und schilfumsäumte tote Gewässer, so erstreckte sich damals das weite Bruch in dieser vom Rheinhochwasser häufig heimgesuchten Landschaft. Nur einzelne kleine Hügel entwuchsen dichtbewaldet der Niederung und hinter ihnen verlor sich die Ebene wieder in endlosen Flächen von Heidekraut, Niederholz und schimmernden Wassern, über denen abends die Mücken im Sonnenuntergang tanzten. Einige wenige Gehöfte mit urbarem Land jedoch zeigten an, daß hier auch Menschen wohnten. Auf einer von niedrigen Eichen und Ginster umsäumten Lichtung am Nordhang des Hügels, den man den "Hohen Busch" nannte, rastete im Schatten der Bäume eine Gruppe Klosterknechte.

"Schon eine Woche jagen wir durch diese Einöden, als gälte es noch die Römer oder Ungarn aufzuspüren", schalt einer, "und wo rasten wir? Statt dort, wo Wasser ist oder wo man sich einen Bauernschinken einverleiben könnte, finden die beiden hohen Herren nur Gefallen an Wildnis, kahlen Höhen oder sumpfigen Wiesen!". Das war den anderen aus dem Herzen gesprochen.

Die beiden "hohen Herren" waren der Kölner Erzbischof Friedrich von Schwarzenburg und sein Bruder Arnulf, der der Abt des Zisterzienserklosters Morimond im Lothringischen war. Sie hatten sich von ihren Gefolgsleuten getrennt und saßen seitab auf einem umgestürzten Baumstamm.

"Das Land dort über dem Wald ist unruhiges Grenzland, auch der letzte Krieg hat hier nur Not und Elend gebracht. In den wenigen Gehöften ist kaum noch etwas von christlicher Zucht zu spüren. Hier wäre es gut, ein Haus des Glaubens aufzurichten." Abt Arnulf, im grauen Kleid mit der schwarzen Kapuze, wie es die Zisterziensermönche tragen, ließ nachdenklich seinen Blick schweifen.

"Du weißt, was wir Brüder des Bernhard von Clairvaux zu finden trachten, wenn wir den Ort für eine Niederlassung unseres Ordens suchen? In der Einsamkeit wollen wir unser Gotteshaus errichten. Da es geschrieben steht, daß wir Menschen nicht nur beten, sondern auch arbeiten sollen, schuften wir wie die Bauern selbst: 'Ora Et Labora', das ist der Leitspruch unseres Ordens!"

"Ich weiß es, Bruder Arnulf", sagte daraufhin der Erzbischof und lächelte ein wenig, "man berichtete mir, daß Du ein Eiferer bist, nicht nur im Glauben, sondern auch im Kultivieren öden Landes."

"Ich nicht so sehr wie unser beider Bruder Heinrich. Der lebt als schlichter Mönch bei mir in Morimond. Er liebt wahrhaftig den Pflug so wie die Bibel und wird der richtige Abt sein, der Dir hier aus dieser Einöde einen Garten Gottes schaffen wird. Mir scheint der Platz nicht schlecht gewählt: dort drüben in der Niederung, die freie, baumumstandene Fläche, ein wenig abseits von den paar Gehöften." Der Erzbischof nickte: "Du hast ein gutes Auge, Bruder, der Boden dort ist gut. Das Land dort nennen sie Vetus Campus, das Altfeld. Ich werde für Deine Klosterbrüder eine Hütte errichten lassen und Du schickst mir den Heinrich als Abt."

Arnulf antwortete: "Ihn und zwölf weitere Mönche, eingedenk unseres Herrn Jesus Christus und seiner zwölf Apostel."

Arnulf kehrte mit seinem Bruder, dem Erzbischof nach Köln zurück und machte sich dann bald auf den weiten Weg nach Morimond. Das Kloster Morimond beseht heute nicht mehr, es lag in Frankreich, in der Gegend von Dijon.

Am zweiten Weihnachtstag des Jahres 1122 brachen von Morimond zwölf Mönche unter der Führung des Bruders Heinrich nach Norden auf. Neben ihren Gerätschaften für die Andachten und Sämereien führten sie nichts mit sich. Am 20. Januar 1123 kamen sie in Köln an und fanden im erzbischöflichen Palast ihre erste, vorübergehende Unterkunft.

An einem frühen Morgen des 25. Januar ließ Erzbischof Friedrich die Mönche in sein Arbeitszimmer rufen. Da standen die dreizehn in ihren grauen langen Gewändern mit gesenkten Häuptern und lauschten der Stimme ihres neuen obersten Hirten, der ihnen die Stiftungsurkunde vorlas:

"Wir haben unseren leiblichen Bruder Arnulf zu uns berufen und auf unser Bitten von ihm erlangt, daß er aus der Zahl seiner Mönche so viele herübersandte, als zur Gründung eines Klosteers notwendig sind. Diese Ordensmänner haben wir nach ihrer Ankunft hierselbst wohlwollend aufgenommen und nach ernsthafter Beratung mit sachverständigen Männern ihnen in einer einsamen Gegend, welche im Volksmund 'das Feld' genannt wird, einen Platz für die Niederlassung angewiesen."

Der Erzbischof weihte seinen Bruder am gleichen Tage zum Abt, wozu der Vogt des Amtes in Rheinberg und die Ritter von Asdonk, von Eyll, von Milendonk und von Dieprahm anwesend waren.

Am 29. Januar 1123, also im tiefsten Winter, bezogen die Mönche auf dem Altfeld eine schlichte Blockhütte, die im nahen Umkreis mit Dorngestrüpp gegen wilde Tiere gesichert war. Von dieser längst vergessenen Mönchsbehausung aus begann das Kloster zu großer Bedeutung für das Abendland, vor allem für den deutschen Osten aufzusteigen.

Für das Land um den Kamper Berg, auf dessen Südhang das Kloster im Jahre 1124 umgezogen war, bedeutete diese Niederlassung einen großen Fortschritt. Die Mönche waren großartige Lehrmeister im Ackerbau, in der Gemüsezucht, in der Bienenpflege, ja sie brachten auch den Weinbau mit, und in gleicher Weise setzten sie ihr frommes Werk in vielen Teilen Deutschlands fort!


zurück

Der Himmelsschlüssel

Im ehemaligen Zisterzienserkloster Kamp lebte einst ein Laienbruder, der das Schneiderhandwerk erlernt hatte. Manches Kleid für Geistliche und Brüder ging aus seinen fleißigen Händen hervor, und wo es etwa zu flicken gab, da war unser Bruder der rechte Arzt. Weil er aber gottesfürchtigen Sinnes war, so tat er keinen Stich, ohne des Herrn zu gedenken; er opferte ihm all sein Tagwerk auf.

Als der fromme Bruder zu sterben kam und seine Gefährten traurig um sein Sterbebett standen, sprach er zu ihnen: "Liebwerte Väter und Brüder, einen Wunsch hätte ich noch vor meinem Ende. Wenn ich gestorben bin, so gebt mir meinen kostbarsten Schatz mit ins Grab."

Da sahen sich die Klosterleute erstaunt an, denn sie wußten von keinem Schatz und glaubten, er rede irre. Der sterbende Bruder aber lächelte und sagte: "Mein Schatz ist meine Schneidernadel. Tausend und abertausend Stiche habe ich mit ihr getan, aber nicht einen einzigen, ohne meines Schöpfers zu gedenken. So hoffe ich zuversichtlich, daß meine Nadel zum Himmelsschlüssel werde, der mir die Pforte des Paradieses erschließt."

"Ora et Labora": Bete und arbeite! Alles zur Ehre Gottes! Das adelt jede Arbeit und macht eine Schneidernadel zum Himmelsschlüssel!


zurück

Das glühende Gespann an der Fossa Eugenia

Mit großer Feierlichkeit eröffnete am 21. September 1626 der Statthalter des Oberquartiers Geldern, Graf Heinrich von dem Berg, bei Kamp den Bau der Fossa Eugenia durch die ersten drei Spatenstiche, die er im Namen des Königs Philipp V. von Spanien, der Generalstatthalterin Isabella Klara Eugenia und des Marquis Spinola machte.

Die Spanier planten den Bau dieses Kanals, um eine Verteidigungslinie gegen die Niederländer zu schaffen und um den Handel am Niederrhein ohne Berührung Hollands von Rheinberg nach Venlo zur Maas zu leiten, so daß er sich ganz auf spanischem Gebiet abwickelte.

In einer Entfernung von 20 bis 25 Minuten wurden am Kanal Forts oder Schanzen gebaut, die zum Teil heute noch sichtbar sind. Eine dieser Verteidigungsanlagen war die Doppelschanze nahe bei Walbeck. Sie liegt auf der Kante des Höhenrückens, der das tiefer gelegene Straelener Veen begrenzt. Im Volksmund wird sie nach dem Ingenieur Hasevoet "die Hasepötchesschanze" genannt.

Nach der Überlieferung ist Hasevoet Unternehmer oder Aufseher beim Kanalbau gewesen. Er soll bedeutende Betrügereien verschuldet und die Arbeiter bei der Entlohnung betrogen haben. Zur Strafe mußte er deshalb mit seinen Helfershelfern Cranviller und Hagedorn zur Nachtzeit in einem von vier feurigen Rossen gezogenen glühenden Wagen an der Fossa entlang auf- und abfahren.


zurück

Der Mönchsschall bei Kamp

Im Jahre 1123 kamen zwölf Zisterziensermönche mit ihrem Abt Heinrich aus dem französischen Kloster Morimond in Köln an, rasteten dort einige Tage und setzten dann ihre Reise in den nördlichen Teil des Erzbistums Köln fort. Sie ließen sich auf der Kamper Höhe, die aus der ehemaligen Sumpf- und Bruchlandschaft emporragt, nieder und gründeten dort ein Kloster, das den frühesten Bau dieses Ordens in Deutschland darstellt.

Im Jahre 1802 hob Napoleon I., der Franzosenkaiser, das Kloster mit vielen anderen auf. Gottesdienst und Arbeit waren die wichtigsten Aufgaben dieser Mönche. Der Tageslauf war auf das Strengste geregelt. Um zwei Uhr nachts rief die helle Klosterglocke die Mönche zur ersten Andacht und dann drangen die feierlichen Chorgesänge durch die Stille der Nacht.

Weithin verlor sich der Schall der Männerstimmen. Bis in die Waldungen zwischen Kamp und Hoerstgen vernahm man den frommen Gesang. Aus diesem Grunde, so berichtet die Überlieferung, hat auch der prächtige Hochwald westlich von Niederkamp bis auf den heutigen Tag den volkstümlichen Namen "Mönchsschall" erhalten.


zurück

Die Lilie zu Kamp

Von einem Laienbruder im Zisterzienserkloster in Kamp wird in einer Legende erzählt, daß er weder lesen noch schreiben konnte. Nicht einmal ein Gebet konnte er sich einprägen. In seinem Gedächtnis bewegten sich nur die beiden Wörtchen: "Ave Maria".

Der Bruder starb und dicht an der Klostermauer grub man ihn ein. Kein Stein wurde ihm gesetzt, verkündend Namen und Verdienst. Das war beim ersten Blütenfall. Doch als der Lenz den Friedhof wieder grünen ließ, da sproß - o Wunder - aus dem schon vergessenen Grab des Bruders eine siebenfache Lilie.

Auf jedem Blatt der sieben Blüten stand in blutrot-goldenen Lettern, herrlich leuchtend, der schlichten Seele einziges Gebet: "Ave Maria"!


nach oben
counter