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Reparaturen und Fälschungen

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 07.11.2008

Einführung

Reparaturen und Fälschungen sind so alt wie die Philatelie selbst. Briefmarken werden zum Schaden der Sammler gefälscht, aber auch Reparaturen sind Manipulationen und stellen daher Fälschungen dar.


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Reparaturen
(von Ulrich Strauer)

Reparaturen werden häufig zum Schaden des Sammlers ausgeführt und stellen daher auch Fälschungen dar. In dieser Rubrik erfahren Sie, wie Sie Reparaturen erkennen können:

1) Häufig ausgeführte Reparaturen sind Ansetzen von einem oder mehreren Zähnen oder sogar ganzer Markenteile. Wenn diese entsprechend gekennzeichnet sind, gelten sie als Schönheitsreparaturen; meist fehlt dieser Hinweis. Mithin handelt es sich alsdann um Fälschungen.

2) Marke auf Wasserzeichensucher legen und Vorderseite betrachten.

3) Papier, Farbe, Aufdruck und Stempel müssen gleichmäßig und vielleicht etwas matt erscheinen.

4) Unnatürliche Farbunterschiede sind leicht zu erkennen, da es schwierig ist, den gleichen Farbton zu treffen, gleiches gilt für den Stempel.

5) Randlinien und Wappenbilder sind oft Ansätze für die ersetzten Teile; man achte daher hier besonders auf feinste Abweichungen.

6) Mitunter werden auch gestempelte Marken nachträglich mit einem Aufdruck versehen; mit einer guten Lupe kann gelegentlich erkannt werden, dass der Aufdruck über dem Stempel sitzt.

7) Alsdann drehe man die Marke herum und betrachte die Rückseite.

8) Die Rückseite muß ebenfalls gleichmäßig sein. Häufig wird die gesamte Rückseite erneuert. Die Reparatur ist dann nur mit Mühe und einer guten Lupe an der Seite der Marke durch die Mittellinie der beiden Papierschichten zu erkennen.

9) Die Marke ist mit einer Pinzette gegen das Licht zu halten.

10) Die Marke muß sich gleichmäßig gegen den erhellten Papiergrund abheben.

11) Beim Schräghalten gegen das Licht dürfen sich auf dem Papier keine Unebenheiten bemerkbar machen.

12) Wird die Marke mit dem Finger leicht nach unten gedrückt, so werden bei reparierten Marken Versteifungen spürbar.

13) Eine weitere Betrachtungsmöglichkeit bietet bei postfrischen Marken das Benzinbad und bei gestempelten Marken das Wasserbad.

14) Erfolgt die Durchtränkung ungleichmäßig, verbleiben zeitweilig hellere oder dunklere Flecke, so besteht die Gefahr eine reparierte Marke vor sich zu haben.

15) Beim Trocknen halte man die Marke wieder gegen das Licht. Es dürfen sich nicht die geringsten Schrumpfungen zeigen.

16) Die Quarzlampe oder UV-Lampe zeigen bei einer Marke auf schwarzem Untergrund wie bei einer Röntgenaufnahme Verdickungen und Ränder der eingesetzten Stellen.


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Stempelfälschungen
(von Dr. Hänel)

Eine der häufigsten Fälschungsmöglichkeiten ist die Stempelfälschung. Zum Teil finden sich ausrangierte Stempel in unbefugten Händen.

1) Vorsicht ist immer dann angezeigt, wenn die gestempelte Marke einer Ausgabe teurer ist als die postfrische Marke. Niemand wird eine teuere postfrische Marke in eine preiswerte gestempelte Marke verwandeln wollen.

2) Leider werden auch Stempel selbst angefertigt, die oft daran zu erkennen sind, dass Ort und Datum nicht lesbar sind oder fehlen (also nur die Rundlinien des Stempels erkennbar sind).

3) Bei kostenmäßig gleichwertigen, aber durch aus teuren Marken kommt es vor, dass aus irgendwelchen Gründen der Gummi verlustig ging; auch dann ist der Anreiz für eine Nachstempelung gegeben.

4) Eine andere Art, die im Grenzbereich der Fälschung liegt, ist die nach Ablauf der Gültigkeit trotzdem verwendeten Marke, die alsdann einen Stempelabschlag mit zu späten Stempel erhält (der Prüfer bestätigt alsdann: Marke echt, Stempel echt, aber das Stempeldatum liegt außerhalb der Kurszeit).

5) Der Michel Spezial-Katalog hat die häufig verwendeten Stempel oft wiedergegeben oder beschrieben, so dass man durch Vergleich erfahren kann, inwieweit bei der eigenen Marke ein echter Stempel verwendet wurde. Ist der Stempel ein anderer, so ist Vorsicht geboten.

6) Nicht zu vergessen ist die Stempelfarbe. Sofern diese anders ist als "normal" oder bei vergleichbaren Marken, oder der Eindruck erweckt wird, dass die Stempelkissen "wässrig" war, so ist Vorsicht geboten.

7) Aus den genannten Gründen sollte bei einer teueren gestempelten Marke der Ort und das Datum lesbar sein.

8) Darüber hinaus unterscheidet man bei DDR-Marken den sog. Gefälligkeitsstempel (amtliche Entwertung für philatelistische Zwecke). Hierbei handelt es sich um keine Fälschung. Auch hier hat der Michel-Spezial-Katalog eine ganze Reihe Stempel für Vergleichszwecke aufgeführt.

9) Lassen sich die oben aufgeführten Bedenken nicht ausräumen, so sollte die Marke einem anerkannten Prüfer vorgelegt werden. Ein ausführliches Prüferverzeichnis findet sich z.B. für Deutschland in dem Michel-Spezialkatalog.


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Nachzähnungen
(von Dr. Hänel)

Bei Nachzähnungen werden gerne fehlende oder zu kurze Zähne an die Marke angesetzt, um den Wert zu steigern. Eine derartige Marke gilt auf jeden Fall als "Reparatur", was eine Wertminderung bedeutet!

1)Eine andere Möglichkeit der Fälschung ist das Abschneiden der Zähne, um eine gezähnte in eine teuere ungezähnte Marke zu verwandeln. Die Gefahr ist besonders groß, wenn die Ränder eines Bogen einer gezähnten Ausgabe geschnitten sind (z.B. Lokalpost Spremberg Nr. 23-24 A = gezähnt, Überführung in 23-34 B = geschnitten).

2) Eine gewisse Überprüfung ist möglich, indem die geschnittene Marken über eine gezähnte Marke gelegt wird. Wenn man sich dann die Zähnung wegdenkt, so sollte die geschnittene Marke größer sein. Andernfalls sind erhebliche Zweifel angebracht.

3) Vergleichen Sie die Zähnungslöcher mit den Katalogangaben. Bei Abweichungen hiervon kann es sich um Nachzähnungen handeln.

4) Achten Sie vor allen Dingen auf die Eckzähne. Marken, die in Kammzähnung hergestellt wurden, haben immer gleichmäßige Eckzähne. Bei Nachzähnungen sehen diese Marken sehr oft aus, als seien sie in Linienzähnung hergestellt worden.

5) Häufig werden Marken mit einem halben oder einem fehlenden ganzen Zahn ersetzt durch Ansetzen eines Zahnes von einer anderen Marke. Schlimmstenfalls werden sogar mehrer Zähne gleichzeitig erneuert. Für das Erkennen angesetzter Zähne wird auf Teil I "Erkennen von Reparaturen verwiesen".

6) Weiterhin werden auf dem Markt sog. "Locheisen zur Briefmarken-Restaurierung" angeboten. Mithilfe dieser Zähnungseisen kann z.B. die Zähnung einer wertlosen Marke mit einer K 13 Zähnung in eine K 13 ½ Zähnung einer wertvolleren Marke umgewandelt werden.

7) Zu erkennen sind diese Reparaturen durch die schmaleren stehengebliebenen Zahnstege und durch die etwas größeren Zähnlöcher. Allerdings ist die Erkennung bei einem ½ Zahnloch sehr schwierig.

8) Die gesamte Marke wird bei den ganzseitigen Nachzähnungen überdies kleiner. Ein Vergleich mit einer nicht nachgezähnten Marke kann hier manchmal weiterhelfen.

Lassen sich die oben aufgeführten Bedenken nicht ausräumen, so sollte die Marke einem anerkannten Prüfer vorgelegt werden. Ein ausführliches Prüferverzeichnis findet sich z.B. für Deutschland im Michel-Spezialkatalog.


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Nachgummierungen
(von Dr. Hänel)

Marken werden mit einem neuen Gummi versehen, um zum Teil erhebliche Wertsteigerungen zum Schaden der Sammler zu erzielen. Deshalb ist (besonders bei älteren und teueren Marken immer Vorsicht geboten, wenn der Gummi einmal "zu schön" aussieht.

1) Eine nachgummierte Marke ist im allgemeinen leicht zu erkennen. Dies gilt mindestens für Nachgummierungen der früheren Jahre. Diese Marken sind ja meist auch noch im Umlauf.

2) Die nachgummierten Marken zeigen oft eine andere Farbe des Gummis. Deshalb ist ein Vergleich mit einer Marke mit Originalgummi sehr wichtig.

3) Zumeist fehlt bei den Nachgummierungen die Gummirifflung, bei älteren Ausgaben auch die Brüchigkeit und Splitterung des Gummis. Die nachgummierten Marken sind oft ein wenig gewellt, weil der Schrumpfungsprozess nicht einkalkuliert werden konnte. Hier hilft wieder ein Vergleich mit einer unverfälschten Marke.

4) Bei allen Nachgummierungen verbleibt an den Zahnspitzen und in den Zahnlöchern der in geringsten Mengen heruntergelaufene bzw. gestrichene glasige Kleber.

5) Außerdem sind die Spitzen der Zähne bzw. die feinen und feinsten Fasern an den Spitzen und in den Zahnlöchern steif und starr. Die feinsten Spitzen und der heruntergelaufenen Kleber können durch Nachzähnung beseitigt werden. Jedoch nicht die noch immer verbleibenden Steifigkeit der Zähne.

6) Neuere Nachgummierungen sind schon sehr viel schwieriger zu erkennen. Selbst die Gummirifflung und die Gummifarbe wird heute nachgeahmt. Hier gelingt die Erkennung der Nachgummierung meist nur dem Experten.

Lassen sich die oben aufgeführten Bedenken nicht ausräumen, so sollte die Marke einem anerkannten Prüfer vorgelegt werden. Ein ausführliches Prüferverzeichnis findet sich z.B. für Deutschland in dem Michel-Spezialkatalog.


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Was ist eine reparierte oder beschädigte Marke wert?
(von Dr. Hänel)

Briefmarken werden häufig auch repariert. Im folgenden Kapitel wird geklärt, was eine beschädigte oder reparierte Briefmarke (noch) wert ist.

1. Die modernen Hilfsmittel ermöglichen Reparaturen jeglicher Art. Der Wert einer reparierten Marke wird durch mehrere Faktoren bestimmt. Es ist daher wichtig, Reparaturen erkennen zu koennen. "Normale" Marken werden z.B. im Michel Deutschland-Spezial-Katalog 2001, Innenseite Deckblatt, beschrieben.

2. Die nachfolgenden Angaben sind als Richtwerte zu verstehen. Sie basieren auf Erfahrungswerten und sind naturgemäss subjektiv.

3. Beschaedigte oder reparierte Marken mit einem Michelwert bis zu ca. 10 Euro können getrost dem Papierkorb anvertraut werden. Sie sollten bestenfalls als Platzhalter dienen, wertvollere hingegen durchaus als Lückenfueller.

4. Der Wert einer Marke betraegt, falls nur ein Zahn angesetzt wurde, ca. 50 % ihres ursprünglichen Wertes; z.B. auf den Michelpreis bezogen.

5. Im Falle von Nachzähnungen gilt ein Wert von 10 % des urspruenglichen Wertes.

6. Marken mit einem oder mehreren halben Zaehnen können durchaus vorkommen. Sie werden auch als sog. raue Zähnung bezeichnet; z.B. Norddeutscher Bund, Dt. Reich Nr. 1 - 30. In den meisten Faellen ist dieser Fakt jedoch wertmindernd. Bei wertvollen Marken sind hier etwa 10 % des Katalogwertes anzusetzen.

7. Wurde eine Marke nachgummiert, so ist ebenfalls nur einen Wert von 10 % des Katalogpreises anzunehmen. Bei besseren Marken (z.B. Posthornsatz) kann bis zu 50 % des Falzwertes angesetzt werden.

8. Im Falle von geringen Haftspuren auf der Gummiseite kann je nach Alter der Marke durchaus noch bis zu ca. 90 % erzielt werden (z.B. Dt. Reich Nr. 1 - 30); hingegen bei neueren Marken (z.B. BRD) nur ca. 10 - 20 %.

9. Marken mit einem Einriss von weniger als 2 mm sind mit 10 - 50 % zu bewerten.

10. In allen anderen Fällen (mehrere Zähne angesetzt, dünne Stellen, dünne Stellen hinterlegt, starke Nachdunklungen der Bildseite, Haftspuren auf der Bildseite, Falzflecken, sonstige Flecken etc.) sinkt der Wert auf 5 - 10 %.

11. Kostenbeispiele:

(1) Eine Marke mit 100,- Euro Michelpreis wird z.B. im Verkauf im Allgemeinen zu 40,- Euro angeboten. Ist die Marke jedoch auf Grund von Reparaturen oder Beschädigungen nur noch 10 % des ursprünglichen Preises wert, so sollten nicht mehr als 4,- Euro dafür ausgegeben werden.
(2) Posthornsatz sauber nachgummiert: gemäß Michel gilt für x: 750,00 Euro, mithin gelten für 50 % vom Falzpreis: 375,00 Michel-Euro; davon 40-50 % als Handelspreis: also 150,- bis 190,- Euro.


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