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100 Jahre Steinkohlenbergbau in
Kamp-Lintfort
- Vom 2. Weltkrieg bis zur Bergbaukrise der fünfziger Jahre (1940 - 1957) -
Letzte Aktualisierung dieser Seite: 13.10.2013
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   Bergbau im 2. Weltkrieg
   Kamp-Lintfort im 2. Weltkrieg
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   Erwin Anderheggen
   Das Jahr 1958
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   Kamp-Lintfort in der Nachkriegszeit
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Der 2. Weltkrieg und seine Auswirkungen auf den Bergbau Kamp-Lintfort im 2. Weltkrieg Beginn der Arbeiten auf Rossenray Wiederaufbau und Ausbau der Zeche Friedrich Heinrich 1945 - 1957 Das Jubiläumsjahr 1956 Veränderungen im Vorstand und im Aufsichtsrat Erwin Anderheggen - Bergwerksdirektor von Friedrich Heinrich in der Zeit von 1951 bis 1969 1958 - ein Jahr besonders großer Erfolge Emil Dechamps - Kaufmännischer Direktor von Friedrich Heinrich Die Verhältnisse in Kamp-Lintfort in der Nachkriegszeit Walter Müller - Betriebsdirektor in der Zeit von 1952 bis 1958 und Werksdirektor in der Zeit von 1958 bis 1961 von Friedrich Heinrich Eine weitere Zeche entsteht: Rossenray Ansichtskarten aus der Zeit vom 2. Weltkrieg bis zum Beginn der Kohlenkrise mit Motiven der Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich AG (1940 - 1957) nach unten

Der 2. Weltkrieg und seine Auswirkungen auf den Bergbau

Erneute Zwangsverwaltung ab 1940

Als am 1. September 1939 der 2. Weltkrieg ausbrach, hatte dies zunächst keine Auswirkungen auf die Zeche, da keine Bergleute einberufen wurden. Die Förderung konnte im vollen Umfang aufrecht erhalten werden.

Am 15. Januar 1940 wurde die Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich AG allerdings wie im 1 Weltkrieg schon unter Zwangsverwaltung gestellt. Hier griff eine Verordnung über die Behandlung feindlichen Vermögens, da die Familie de Wendel Franzosen waren und Frankreich zu den deutschen Kriegsgegnern zählte.

Mit der Zwangsverwaltung wurden die beiden Direktoren Werner Braun und Carl Noll beauftragt. Anders als im 1. Weltkrieg wurden die Besitzverhältnisse nicht angetastet, denn nur den französischen Aufsichtsratsmitgliedern wurde der Zugang zum Werk verwehrt.

Maßnahmen zur Verbesserung der Förderung

Schon während des Krieges leitete die Werksleitung Maßnahmen ein, um die Zukunft des Werkes zu sichern. Im Jahre 1941 begannen die Planungen für eine 600-m-Sohle und ein Tieferteufen der Schächte 1 und 2 auf 642 m bzw. 630 m. Schacht 1 wurde 1941 tiefergeteuft und 1942 folgte Schacht 2, so daß im Juni 1942 mit dem Ausrichten der neune Hauptfördersohle begonnen werden konnte.

In einer Teufe von 600 m konnten nicht nur alle im Baufeld "Friedrich Heinrich" noch anstehenden Fettkohlenvorräte abgebaut werden, sondern im Baufeld "Hoerstgen" konnte in derselben Teufe der Abbau aller bis zum Deckgebirge anstehenden Kohlenvorräte ermöglicht werden.

Ansichtskarte mit der Zeche aus den frühen 40er Jahren

Der Krieg brachte es mit sich, daß eine Mechanisierung der Kohlengewinnung notwendig wurde, um die Bergleute von ihrer schweren körperlichen Arbeit zu entlasten, die Produktion zu steigern und den Mangel an Arbeitskräften zu mildern. Auf Friedrich Heinrich begannen die ersten Versuche 1941 mit einem von Wilhelm Löbbe entwickelten Kohlenpflug, der sich wegen der großen Vorgabe von 2 m nicht bewährte. Deshalb folgten 1941 und 1942 weitere Versuche mit einer Gewinnungs- und Lademaschine der Firma Eickhoff bei denen sich das Hangende bei einer Schnittiefe von 1,80 - 2,00 m nur unter besonders günstigen Verhältnissen beherrschen ließ.

Deshalb konzentrierte man sich auf die Weiterentwicklung eines Hobels, den die Steinkohlenbergwerke Ibbenbüren zu einem Preisausschreiben des Bergbauvereins für die Entwicklung arbeitssparender Gewinnungsmaschinen angemeldet hatten. Weil Doppelkettenförderer zunächst nicht zur Verfügung standen, diente eine extra entwickelt Schüttelrutsche als Notbehelf und im Oktober 1941 wurde ein Kohlenhobel mit einer derartigen Rutsche im 1 m starken Flöz Blücher eingesetzt.

Seit Februar 1943 kamen die ersten Doppelkettenförderer, die auch Panzerförderer genannt wurden, zum Einsatz. In diesem Jahr gelang es - trotz der Dauer des Krieges und immer mehr Einberufungen von Bergleuten - die Förderung auf einen neuen Rekord von 2.377.548 t zu steigern. In diesem Jahr gab es allerdings 344 Fördertage und die Anzahl der Schichten je Arbeiter lag bei 469.

Die Jahre 1944 und 1945

Im Jahr 1944 erreichte der Krieg immer mehr Kamp-Lintfort, wobei auch der Bergbau nicht verschont blieb. Am 17. Juni 1944 brach der neue 120 m hohe Kamin nach einem Bombentreffer zusammen. Am 22. November 1944 erhielt der Haupteingang mit der Markenkontrolle einen Bombentreffer, wobei eines der beiden Pförtnerhäuser des Verwaltungsgebäudes, das "Böllerschein-Haus", stark betroffen war.

Im Betriebsbereich der Kokerei und der Nebengewinnungsanlagen waren ebenfalls schwere Schäden zu verzeichnen. Die Batterien 1, 2 und 3 mit je 60 Öfen blieben verschont, aber die Batterien 4 und 5 mit je 40 Öfen fielen komplett aus. Zerstört oder gar unbrauchbar wurden die Werkstättengebäude, das Bürogebäude mit dem Kokereilabor und das Salzlager.

Ein Bombentreffer zerstörte am 27.11.1944 den alten Eingang und die Markenkontrolle

Durch diese Ereignisse wurde der gesamte Betriebsablauf beeinflußt. Die Zahl der Arbeiter verringerte sich und damit auch die Zahl der täglich gefahrenen Schichten. Die Förderung sank 1944 auf 1,822 Mio. t und 548.520 t im Jahre 1945 waren die niedrigste Förderung seit 1913.

Im Februar/März 1945 erreichten die Alliierten Kamp-Lintfort und kurz vor der Besetzung der Zeche durch amerikanische Truppen am 5. März 1945 mußte der Betrieb aus Mangel an Strom, Wasser und Dampf komplett eingestellt werden.

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Kamp-Lintfort im 2. Weltkrieg

Als am 1. September 1939 mit dem Überfall auf Polen der 2. Weltkrieg begann, gab es in Kamp-Lintfort keine allzu große Kriegsbegeisterung. Auch Kamp-Lintfort mehrfach bombardiert, obwohl die Kamp-Lintforter Bevölkerung gehofft hatte, von größeren Bombardierungen verschont zu bleiben, da die im Januar 1940 unter Zwangsverwaltung gestellte Friedrich Heinrich AG eigentlich französisches Eigentum war.

Seit Anfang 1941 steigerten sich die Angriffe: so wurden z. B. die Häuser auf der Marien-, Christian-, Cäcilien- und Ebertstraße bombardiert. Am Morgen des 2. Juni und am 3. Juni 1942 wurden Brand- und Sprengbomben abgeworfen, am 6. Juni geriet die Leucht durch englische Brandbomben in Brand. Auch am 14. Juli, am 22. Juli und 27. Juli gab es Schäden durch feindliche Angriffe. Waren es 1941 und 1942 jeweils sieben Bombentote in Kamp-Lintfort, so war 1943 ein Opfer zu beklagen. Ab 1943 flogen auch amerikanische Verbände Angriffe auf das Stadtgebiet. Vereinzelte Bombengriffe gab es am 5. August, 6. August, 6. November und 19. November 1943. Im Jahre 1944 erfolgten Angriffe am 6. Januar, 4. Februar, 22. Mai, 17. Juni, 17. Juli, 6. September, 14. Oktober und 20. November. Einen gezielten Großangriff hatte Kamp-Lintfort bis dahin nicht erlebt, da es sich immer nur um einzelne Bomben und Luftminen handelte.

Der folgenschwerste Angriff erfolgte am Nachmittag des 21. November 1944, als der Ostteil der Stadt bombardiert wurde. Zuerst fielen Sprengbomben, dann Brandbomben. Das Gebiet zwischen Marktplatz, Marienkirche, Cäcilien- und Elisabethstraße wurde stark zerstört. Insgesamt wurden 77 Tote und 172 Verletzte gezählt und 7.000 Personen verloren ihre Wohnung. Am 7. Februar und 21. Februar 1945 wurde die Kokerei der Zeche Friedrich Heinrich bombardiert. Insgesamt kamen neunzehn weitere Menschen zu Tode, so daß während des 2. Weltkrieges insgesamt mindestens 117 Menschen bei Luftangriffen auf ihren Wohn- bzw. Aufenthaltsort ums Leben kamen.

Am 2. März 1945 erfolgte der amerikanisch-britische Vormarsch von Venlo aus. Die 35. Infanterie-Division des XVI. Korps unter Generalmajor Andersen rückte über Straelen, Nieukerk, Sevelen und Kamp-Lintfort Richtung Wesel vor. Am frühen 3. März wurde Sevelen besetzt, obgleich die Kämpfe um Vorst und Hartefeld noch andauerten. Ein erster Versuch zur Einnahme von Kamp-Lintfort scheiterte am Nachmittags diesen Tages an der Nenneper Fleuth zwischen Sevelen und Hoerstgen, aber am 5. März 1945 gelang dem 784. Panzer-Bataillon in Niederkamp und Kamperbrück der Vormarsch. Eine Gruppe der 8. Armoured Divison erreichte den Südrand der Stadt um 9 Uhr vormittags und konnte ohne großen Widerstand ins Stadtgebiet einziehen: der Krieg war für Kamp-Lintfort und sein Bergwerk beendet.

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Beginn der Arbeiten auf Rossenray

Gründung der Gewerkschaft Rossenray und erster Spatenstich

Am 14. November 1941 erfolgte durch Gewerkenbeschluß die Auflösung der bisherigen Gewerkschaften und am 19. Januar 1942 die Gründung einer neuen hundertteiligen Gewerkschaft Rossenray. Dabei wurden alle Einzelfelder, die auf Steinkohle und Steinsalz verliehen worden waren, zu einem einzigen neuen Grubenfeld zusammengeschlossen, das eine Berechtsame von 24,5 Millionen qm für Steinkohle und von 5,2 Millionen für Steinsalz umfaßte.

Von der neuen Gewerkschaft besaßen Friedrich Krupp AG 70, Emscher-Lippe 25 und die Norddeutsche Hütten AG 5 Kuxe, nachdem Constantin der Große ihre Kuxe an Krupp abgetreten hatte. Schon am 28. August 1941 hatte das Direktorium der Friedrich Krupp AG die Gelder für die Aufschließung der Felder genehmigt.

Am 27. Oktober 1941 wurde der vorläufige Betriebsplan an den Bergrevierbeamten in Krefeld übergeben. Zuvor hatte man das Einverständnis des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk für die Lagebestimmung der Schachtanlage und der Linksrheinischen Entwässerungsgesellschaft für die Regelung der Abwasserfrage eingeholt.

Am 11. November 1941 erhielt Prof. Dr. Lehmann aus Essen den Auftrag, einen Abteufplan mit Aus- und Vorrichtung der Grubenfelder aufzustellen, der eine Förderung von bis zu 15.000 t/Tag vorsah.

Am 21. Februar 1942 war es dann endlich so weit und Alfred Krupp von Bohlen und Halbach nahm auf dem verschneiten Schachtgelände den ersten Spatenstich vor.

Der erste Spatenstich am 21.02.1942 dürch Alfred Krupp von Bohlen und Halbach

Aufbau der Abteuftürme und Betriebsgebäude Schacht 1 im Sommer 1942

Schon zwei Tage später konnte am 23. Februar 1942 der Abteufvertrag mit einer Arbeitsgemeinschaft abgeschlossen werden.

Diese Arbeitsgemeinschaft bestand aus:

· Der Großdeutschen Schachtbau- und Tiefbohr-GmbH als federführender Gesellschaft,
· der Haniel und Lueg GmbH in Düsseldorf und
· der Firma Fröhlich und Klüpfel in Wuppertal

In einem Schreiben vom 9. Februar 1942 verpflichtete sich die Arbeitsgemeinschaft, die Aus- und Vorrichtungsarbeiten in den Feldern Rheinland und Rossenray von den Pattbergschächten aus zu übernehmen.

Am 20. März 1942 erklärte sich der Reichsbevollmächtigte für Bahnaufsicht in Köln mit dem Bau der vorläufigen Grubenanschlußbahn und der Einführung in den Bahnhof Rheinberg einverstanden.

Gründung der Gewerkschaft Rheinberg

Bereits am 1. Juni 1942 erfolgte die Gründung einer weiteren neuen Gewerkschaft. Die Gewerkschaft Rheinberg verfügte über 39 Millionen qm Steinkohlenberechtsame und 16,2 Millionen qm Berechtsame für Steinsalz.

Die 1.00 Kuxe der neuen Gewerkschaft verteilten sich wie folgt: · 700 Kuxe gehörten der Friedrich Krupp AG,
· 250 der Gewerkschaft Emscher-Lippe und
· 50 der Norddeutschen Hütten AG

Daneben gab es noch ein Grubenfeld Alfred, das auf die Verleihung des Konzessionsfeldes Humboldt im Jahre 1862 an Friedrich Heinrich Diergardt, Franz Wilhelm Königs und Ferdinand Stein zurückgeht. Den Steinschen Anteil erwarb schon bald darauf Alfred Krupp. 1873 wurde es das Feld unter den Anteilsnehmern aufgeteilt, wobei Krupp den westlichen Teil erhielt und ihm den Namen Alfred gab.

Nach den Vorstellungen der Friedrich Krupp AG sollten die Grubenfelder als Kokskohlenbasis für die eigenen Hütten, besonders die Friedrich-Alfred-Hütte in Rheinhausen, dienen und die auslaufenden Zechen im Essener Raum ersetzen.

Aufbau der Schachtanlage Rossenray

Bereits im August 1941 hatte der Obermarkscheider Warwas aus Essen die Schachtansatzpunkte festgelegt. Die Ost-West-Achse der Schächte sollten parallel zur Straße Rheinberg - Kamp (der heutigen L 510) verlaufen, wodurch eine frontale Ausrichtung der Übertageanlagen zu dieser Straße gewährleistet war. Das Niveau des Zechenplatzes sollte auf + 28,00 m NN liegen, weshalb eine Anschüttung um 50 cm erfolgen mußte.

Im April 1942 erhielt das Tiefbauunternehmen Wahmann aus Bochum den Auftrag, die Grubenanschlußbahn herzustellen.

Im Mai 1942 konnte dann endlich mit den Bauarbeiten im Bereich der Abteufanlagen und an dem vorläufigen Anschlußgleis zum Bahnhof Rheinberg begonnen werden, wobei die beiden Hauptschächte einen Abstand von 120 m haben sollten. Die Arbeiten wurden aber kriegsbedingt behindert, da von Ende Juni bis Mitte August auf Anweisung des Arbeitsamtes Moers ca. 80 Prozent der Arbeiter für die Beseitzung von Bombenschäden abgestellt werden mußten. Trotzdem konnte am 20. August 1942 der Anschluß der Zechenbahn an den Rheinberger Bahnhof vollzogen werden.

Im August 1942 wurde mit den Arbeiten für die Herstellung des Vorschachtes 1 mit dem Gefrierrohrkeller und den Fundamenten für das Abteufgerüst begonnen, die Mitte Dezember 1942 ihren Abschluß fanden.

Am 3. September 1942 schlossen die Gewerkschaften Rossenray und Rheinpreußen ein Abkommen über die vorzeitige Ausrichtung der Grubenfelder Rossenray und Rheinberg.

Im Oktober 1942 war die 2,6 km lange Strecke für die Anschlußbahn fertiggestellt. Und im Januar 1943 wurde mit dem Aushub des Vorschachtes Schacht 2 begonnen. Das mit diesen Arbeiten beauftragte Unternehmen beschäftigte zu dieser zeit einen Polier und 30 Mann auf der Baustelle.

Die Großdeutsche Schachtbau GmbH war seit Januar 1943 mit 15 eigenen Leuten auf dem Betriebsgelände tätig und baute in der Nähe des von der Firma Wahmann errichteten Kriegsgefangenenlagers eine Wohnbaracke mit Wirtschaftsgebäude für 150 Arbeiter.

Bohren der Gefrierlöcher im Schacht 1

Schachtanlagen und Außenschächte lt. Planung aus dem Jahre 1943

Mitte 1943 konnte der Bohrbetrieb für die Gefrierbohrlöcher im Schacht 1 aufgenommen werden. Die Bauarbeiten für den Abteufturm des Schachtes 2 und das Gefriermaschinenhaus begannen 1943 und 1944 erfolgte die Fertigstellung.

Am 2. März 1945 mußten die Abteufarbeiten auf Anordnung der Alliierten eingestellt werden, so daß die Arbeiten fast 10 Jahre ruhen sollten.

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Wiederaufbau und Ausbau der Zeche Friedrich Heinrich 1945 - 1957

Ein neuer Anfang zur Zeit der Alliierten Besatzung

Schon am 18. März konnte die Förderung mit einer Leistung von 900 t wieder aufgenommen werden. Die Kokerei konnte allerdings erst im Mai nach Beseitigung der größten Schäden in der Batterie 3 wieder arbeiten. Kurz danach endete mit der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945 der 2. Weltkrieg.

Im August 1946 gingen die Batterien 1 und 2 wieder in Betrieb, so daß die Kokerei über 180 Öfen verfügte, die allerdings wegen der Beeinträchtigungen während des Krieges nicht mehr ihre volle Leistungsfähigkeit besaßen.

Die Belegschaftsstärke betrug nach Kriegsende nur noch 1.800 Bergleute. Trotzdem konnte die Förderung bis Ende 1945 auf 2.600 t je Tag gesteigert werden. Probleme machte besonders die Materialbeschaffung. 1946 wurden insgesamt aber wieder 868.704 t gefördert und die Belegschaft erreichte 4.266 Person.

1947 überschritt die Förderung wieder die Grenze von 1 Mio. t und stieg jährlich weiter an. In diesem Jahr waren 3.350 Mann unter Tage beschäftigt bei einer Gesamtbelegschaft von 5.000 Mann. Es gelang erstmals, mit einer auf dem Panzerförderer fahrenden Schrämmaschine eine Fahrgeschwindigkeit von mehr als 100 Metern je Stunde zu erreichen.

Das Jahr 1949: Aufhebung des alliierten Kontrollrates und Wahl eines neuen Aufsichtsrates

Nach Kriegsende hob die alliierte Militärregierung die Verordnung über die Behandlung feindlichen Vermögens zwar auf und Aufsichtsrat und Vorstand wurden wieder eingesetzt, aber erst mit der Aufhebung der alliierten Kontrolle am 17. Januar 1949 konnte der Aufsichtsrat wieder voll tätig werden.

Deshalb wurde am 8. Juli 1949 auf einer außerordentlichen Generalversammlung ein neuer Aufsichtsrat gewählt mit ... · André Jeanniot,
· Maurice de Wendel,
· Emmanuel Graf de Mitry und
· Francois Delage.

Den Vorstand stellten weiterhin Werner Brand und Carl Noll.

Die Errichtung der 600-m-Sohle wird vollendet

Mit der Währungsreform vom 21. Juni 1948 wurde der Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft eingeleitet und das "Wirtschaftswunder" der Nachkriegszeit erfaßte auch Kamp-Lintfort und sein Bergwerk.

Schon im April 1942 hatte die Ausrichtung der 600-m-Sohle zwar begonnen, mußte aber immer wieder unterbrochen werden. Erst im Mai 1948 wurde der Richtquerschlag Ost belegt und im Februar 1950 begann mit dem Vortrieb des Hauptquerschlags Nord die Auffahrung des Kernstückes der 600-m-Sohle. Im Oktober erreichte man nach Norden erstmals mehr als 150 m und im Mai 1951 konnte die Richtstrecke West Schacht 1 und 2 mit dem Hauptquerschlag Nord angesetzt werden.

Im Dezember 1951 wurde das Füllort Schacht 1 fertiggestellt. Nach einem Probebetrieb ging die 600-m-Sohle am 1. Januar 1952 in Betrieb, die offizielle Inbetriebnahme fand am 28. Januar 1952 statt. Der gesamte Förderverkehr fand für Kohle in 4.000-l-Rollkippwagen, für Berge in 3.000 l-Zweiseiten-Handkippwagen, für Material in 880-l-Förderwagen und für Personen in zwölfsitzigen Mannschaftstransportwagen statt.

Grundriß des Füllortes der 600-m-Sohle

Der Ausbau der Förderleistung in den fünfziger Jahren

In den fünfziger Jahren wurde ein Ausbau der Förderleistung ins Auge gefaßt, wobei folgende Maßnahmen in Angriff genommen wurden:

· Auffahrung eines großzügigen untertägigen Streckennetzes mit leistungsfähigen Fördermitteln für die im Baufeld "Hoerstgen" zusammenlaufenden Kohlenmengen,
· Ausbau der Tagesanlagen, insbesondere der Fördereinrichtungen in den beiden Schächten 1 und 2 und der Aufbereitungsanlagen,
· Errichtung einer Wetter- und Seilfahrtschachtanlage im Baufeld "Hoerstgen" zur Lösung der Wetter und zur Verkürzung der Anfahrwege.

Bericht in der NRZ vom 24.10.1950 über die Einrichtung der Revierstube

Im Jahre 1950 konnte der 1947 begonnene Neubau der Batterien A und B der Kokerei mit je 38 Regenerativ-Verbundöfen einschließlich Kohletransportanlage, Kohlenturm, Kokslöschturm, Koksrampe, Kokssieberei dun Koksverladung vollendet und im Oktober in Betrieb genommen werden. Für die Kokerei wurden am Tage 9.000 cbm Wasser entnommen. Zur Verbesserung der Gesundheitsfürsorge wurde eine Revierstube und ein Kindergarten auf Terhardtshof eingerichtet. Der Markscheider Kellermann begann mit dem Aufbau eines Geologischen Museums.

1951 überschritt die Förderung erstmals wieder die 2-Millionen-Tonnengrenze. Die Belegschaft betrug 7.449 Mann, von denen 4.550 Mann Untertage beschäftigt waren. Die Erfolge bei der auf Friedrich Heinrich betriebenen Mechanisierung - und besonders die Erfolge in der Hobeltechnik - brachten es mit sich, daß in der Reviersteiger Marquardt und der Schlosser Leupold in die USA eingeladen wurden, um dort 8 Monate lang mit Ingenieuren der Zeche Westfalia-Lünen den ersten Einsatz eines Löbbe-Hobels auf einer Grube in West-Virginia zu begleiten. Am 29. September 1951 zogen die ersten Lehrlinge in das Berglehrlingsheim auf dem Dachsberg ein.

Nach Inbetriebnahme der 600-m-Sohle im Februar 1952 wurde Friedrich Heinrich zur modernsten Zeche Europas. Auf Norddeutschland wurden im Juni acht Bergleute verschüttet, die nur noch tot geborgen werden konnten. Im Juli wurde das neue Berglehrlingsheim neben der Marienkirche eingeweiht. Im November 1952 wurde mit dem Neubau der Batterien C und D begonnen, die am 16. März 1954 ihren Betrieb aufnahmen. Parallel dazu wurden Teile der Nebengewinnungsanlagen neu gebaut, so daß die Zeche Friedrich Heinrich nun über 160 moderne Öfen mit einer Tagesdurchsatzleistung von 2.900 T bei einer 20,5-stündigen Garungszeit verfügte.

In den Jahren 1953 bis 1956 erfolgte parallel zum Ausbau der Aufbereitungsanlagen der Umbau der zum größten Teil schon seit 40 Jahren betriebenen Wäsche, wobei die drei vorhandenen veralteten Systeme durch drei moderne und leistungsfähigere Setzmaschinensysteme ersetzt wurden. Im Oktober 1953 wurden auch die neuen Nebengewinnungsanlagen in Betrieb genommen.

Im Jahre 1954 wurde das neue Knappenheim im Geisbruch fertiggestellt, das für 150 Bewohner ausgelegt wurde.

1955 wurde die 450-m-Sohle als Fördersohle abgeworfen und ausschließlich als Wettersohle verwendet. Erstmalig wurde das Teufen auf Großbohrloch angewendet: der 5. Blindschacht zwischen der 450-m- und der 600-m-Sohle im Muldenquerschlag Ost wurde auf diese Weise mit Hilfe eines 813-mm-Bohrloches niedergebracht.

Bericht in "Die Welt" vom 02.02.1952

In der Zeit vom 17. bis 19. Juni 1955 im Schacht 2 die nördliche Gestellförderung auf Gefäßförderung für den Transport von Waschbergen als Versatzmaterial umgebaut. Die Entleerungsstelle der jeweils mit 7 t Waschberge gefüllten Gefäße lag auf der 550-m-Sohle.

Bericht der Rheinischen Post vom 15.10.1953 über die Fertigstellung der Nebengewinnungsanlagen
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Das Jubiläumsjahr 1956

Kamp-Lintfort erhält ein neues Wahrzeichen!

Das Kloster in Kamp ist zweifelsohne die größte Sehenswürdigkeit, die die "Kloster- und Zechenstadt" im Herzen des Niederrheins zu bieten hat. Weithin sichtbar ist aber dem Anreisenden der Förderturm von Schacht 1. Am 13. Juni 1955 erfolgte der Beginn der Bauarbeiten.

Pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum der Schachtanlage Friedrich Heinrich konnte am 14. Juni 1956 Richtfest gefeiert und der Turm für den Einbau der Fördermaschine und Schaltanlagen freigegeben werden.

Der Bau war notwendig geworden, weil Nutzlast und Fördervermögen der vorhandenen Anlage durch die Leistungsfähigkeit der aus den Jahren 1913 und 1930 stammenden Dampffördermaschinen für die südliche bzw. nördliche Förderung sowie durch die zulässige Belastung des Fördergerüstes begrenzt waren.

Hinzu kamen ein steigender Bergeanteil an der Rohförderung in Folge fortschreitender Mechanisierung und die Möglichkeit einer weiteren Verkürzung der Arbeitszeit. Damit das Fördervermögen des Hauptför-derschachtes nicht erneut nicht erneut zum engsten Querschnitt für die Förderung würde, entschied man sich für einen großzügigen Umbau der Fördereinrichtungen und besonders für die Aufstellung leistungsfähiger Fördermaschinen.

Zur Jahreswende 1956/57 konnte die erste elektrisch betriebene Vier-Seil-Fördermaschine für Schacht 1 in Betrieb genommen werden. Zu Ostern 1957 konnte auch die südliche Förderung von Schacht 1 von Flur- auf Turmfördermaschine umgehängt werden und die Umstellung von 9-cbm- auf 16-cbm-Gefäße folgte am 1. Januar 1958, womit der Umbau des Schachtes 1 beendet war.

Bericht in der NRZ vom 14.09.1955 über den Baubeginn des neuen Förderturms

Der neue Förderturm Schacht 2 nach seiner Fertigstellung im Jahre 1958

Über die Zukunftsaussichten schrieb der Vorstand in der Broschüre "50 Jahre Steinkohlenbergbau in Kamp-Lintfort 1906 - 1956":

"Wenn auch Strom und Heizöl beachtliche Konkurrenten geworden sind und die Schatten der Atomenergie immer länger werdend über die traditionellen Kraftquellen fallen, so bleibt doch immer die Hohle noch der wesentlichste Energieträger. Ihr ständig steigender Bedarf verbürgt noch für lange Zeit einen vollen Absatz der Produkte".

Schacht 4 wird errichtet

Am 6. Oktober 1956 feierte die Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich AG ihren 50. Geburtstag in der festlich geschmückten Lohnhalle. An diesem Tag wurde auch vom Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Graf Emmanuel de Mitry, die erste Gefriermaschine für das Abteufen des Schachtes Friedrich Heinrich 4 im Ortsteil Hoerstgen in Gang und leitete damit die Entwicklung der Wetterschachtanlage Hoerstgen ein. Sie sollte als dritte Baustufe den Ausbau der Zeche Friedrich Heinrich auf eine Tagesförderung von 10.000 - 11.000 t abschließen.

Ursprünglich wollte man in Hoerstgen eine Doppelschachtanlage mit einer Förderung von ca. 8.000 t täglich erstellen und die Förderung aus dem Baufeld "Friedrich Heinrich" nach Inbetriebnahme der neuen Anlage auf 5.500 bis 6.000 t je Tag beschränken.

Bereits im Jahre 1941 wurde mit den Arbeiten zu Bau der Doppelschachtanlage begonnen. Bei Kriegsende waren die geplanten Schächte abgebohrt, die Gefrierrohre eingebraucht, die Gefriermaschine aufgestellt und die für das Abteufen erforderlichen Tagesanlagen errichtet.

Wegen der hohen Kapitalaufwendungen mußte der Plan für eine Doppelschachtanlage nach dem Krieg aber aufgegeben werden. Die Werksleitung beschloß, die Vorräte des Baufeldes nach Errichtung einer Außenschachtanlage für Bewetterung und für Seilfahrt von der Schachtanlage Friedrich Heinrich 1 und 2 aus aufzuschließen und abzubauen.

Am 14. Januar 1957 konnte mit den Teufarbeiten begonnen werden, aber schon am 18. Januar mußten die Arbeiten wegen zeitweise starker Wasserzuflüsse unterbrochen werden. Nach dem Verfüllen des Schachtes mit Sand und Kies und dem Abbohren von sieben Zusatzgefrierbohrlöcher zwischen dem 23. Februar und dem 15. März konnten die Teufarbeiten am 22. März wieder aufgenommen werden und am 29. November 1957 wurde in einer Tiefe von 312 m das Karbon erreicht.

Abteufgerüst für Schacht und die provisorischen Tagesanlagenim Jahre 1957

Anfang August 1958 wurde bei den Abteufarbeiten der Seilfahrtskeller im Bereich des Füllortes der 400-m-Sohle erreicht, als nachts vom 6 auf den 7. August ein Wassereinbruch mit 1.100 l pro Minute erfolgte. Die Teufarbeiten konnten erst nach dem Einsatz leistungsfähiger Pumpen und nach dem Herstellen eines Bohrloches für das Ableiten des Wassers am 24. Oktober 1958 wieder aufgenommen werden.

Das Aussetzen des Füllortes 400-m-Sohle zog sich wegen erschwerter Arbeitsbedingungen bis zum Jah-resende 1958 hin, da noch immer 700 l Wasser pro Minute zufloß.

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Veränderungen im Vorstand und im Aufsichtsrat

Im November 1951 wurde die bisherigen Prokuristen Bergassessor a. D. Erwin Anderheggen und Dr. jur. Emil Dechamps unter gleichzeitiger Ernennung zu Bergwerksdirektoren in den Vorstand berufen.

Am 29. Februar 1952 wurde der Aufsichtsrat neugewählt, in den erstmals auf Grund des Mitbestim-mungsgesetzes vom 21. Mai 1951 auch Vertreter der Arbeitnehmerschaft einzogen. Als erster Arbeitsdirektor der Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich AG wurde Adalbert Voigt Mitglied des Vorstandes.

Das Jubiläumsjahr 1956 bescherte dem Bergwerk seinen dritten Vorstand seit Gründung: am 31. Oktober 1956 schieden Werner Brand und Carl Noll mit 72 bzw. 73 Jahren aus dem Vorstand aus. An ihre Stelle traten am 1. November 1956 die Bergwerksdirektoren Erwin Anderheggen und Dr. Emil Dechamps.

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Erwin Anderheggen - Bergwerksdirektor von Friedrich Heinrich in der Zeit von 1951 bis 1969

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Erwin Anderheggen, Direktor

Erwin Anderheggen wurde 1909 in Köln als Sohn eines Bergrates geboren. Er studierte Bergbau an der Universität Freiburg und der Technischen Hochschule Berlin. Dort legte er 1936 sein Examen als Bergassessor ab.
Im Jahre 1939 wurde er Direktions-Assistent bei Friedrich Heinrich und war 1941 bereits Prokurist und Betriebsdirektor und 1948 Werksdirektor für die Leitung der Betriebe.
Im November 1951 wurde der bisherige Prokuristen Bergassessor a. D. Erwin Anderheggen zum Bergwerksdirektor be-rufen. 1956 wurde er Vorsitzender des Vorstandes. 1958 erhielt er die Würde eine Ing. e. h. der Akademie Clausthal.
Im Jahre 1969 erhielt er das Ressort "Technische Planung" im Vorstand der Bergbau AG Niederrhein.
Mit Wirkung vom 1. März 1972 schied Erwin Anderheggen aus dem Vorstand der Bergbau AG Niederrhein aus.
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1958 - ein Jahr besonders großer Erfolge

Im Jahre 1957 wurde mit 8.588 Beschäftigten, davon allein 4.989 Mann im Untertagebetrieb, der höchste Belegschaftsstand des Bergwerks Friedrich Heinrich erreicht.

Ein besonders erfolgreiches Jahr aber war für Friedrich Heinrich das Jahr 1958: am 12. September 1958 war es der Zeche als erster Schachtanlage gelungen, in allen ihren Abbaubetrieben die vollmechanische Kohlengewinnung einzuführen. Aus diesem Anlaß veranstaltete der Ausschuß für Mechanisierung in Verbindung mit dem Hauptausschuß für Bergtechnik eine Festsitzung auf dem Werksgelände.

Zur Feier hielt Bergwerksdirektor Anderheggen folgende Ansprache:

"Meine Herren!

Am 4. August dieses Jahres haben wir in unserem Flöz Katharina einen Walzenschrämlader der Firma Eickhoff in Betrieb genommen, der seitdem regelmäßig mit dem von uns erwarteten Erfolg arbeitet. Mit dem Einsatz dieser Gewinnungs- und Lademaschine in einem Flöz, in dem alle unsere Versuche fehlgeschlagen sind, die Kohlengewinnung durch schälend arbeitende Maschinen zu mechanisieren, ist der letzte Abbaubetrieb von Friedrich Heinrich, in dem noch mit Panzerförderer, Schrämmaschine und Abbauhämmern teilmechanisch gearbeitet wurde, auf eine vollmechanische Kohlengewinnung umgestellt worden.

Aus insgesamt 14 Abbaubetrieben in 9 verschiedenen Flözen mit einer Mächtigkeit von 60 bis 200 ca. von denen 12 mit Kohlenhobelanlagen und 2 mit Schrämlademaschinen ausgerüstet sind, fördern wir z. Zt. rd. 8.000 Tonnen täglich. Da wir darauf vorbereitet sind, auch die Ersatzbetriebe mit Gewinnungs- und Lademaschinen anlaufen zu lassen, dürfen wir heute mit freudiger Genugtuung feststellen, daß nach 18 Jahren Arbeit, in denen wir manchen Rückschlag hinnehmen mußten, das Ziel erreicht ist, das wir uns bei Beginn dieser Arbeit gesetzt hatten: Die Mechanisierung der Gewinnungsarbeit in allen Flözen unserer Anlage."

Gerade der Vorstandsvorsitzende hatte in langen Jahren seiner Tätigkeit mit Zähigkeit und Durchsetzungsvermögen und als äußerst fähiger Ingenieur für diesen technischen Erfolg hart gekämpft.

Mit 2.383.822 t in 280 Fördertagen wurde im Jahre 1958 auch die bisher höchste Förderung erzielt. Dies entsprach einer Tagesförderung von 8.514 t. An einem Tag im März 1958 wurde mit 10.405 t ebenfalls ein neuer Förderrekord aufgestellt.

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Emil Dechamps - Kaufmännischer Direktor von Friedrich Heinrich

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Emil Dechamps, Direktor

Bergwerksdirektor Assessor Dr. jur. Emil Dechamps wurde 1909 in Aachen als Sohn einer alteingesessenen Tuchmacherfamilie geboren.
1928 machte er sein Abitur und studierte danach in Lausanne, Genf, Berlin und Bonn. Sein Referendarexamen leistete er in Köln und das Assessorexamen leistete er in Düsseldorf.
Von 1937 bis 1949 war er im Kohlesyndikat in Essen tätig, später in der Hauptrechnungsabteilung der Vereinigten Stahlwerke als Kaufmann und Prokurist in zahlreichen inländischen und ausländischen Abteilungen.
Nach dem 2. Weltkrieg kam er 1949 nach Friedrich Heinrich, wo er seit 1951 dem Vorstand angehörte. Lange Jahre war er in Ausschüssen und Verbänden aktiv sowie Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer in Krefeld.
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Die Verhältnisse in Kamp-Lintfort in der Nachkriegszeit

Die Zunahme der Bevölkerung nach Kriegsende durch Flüchtlinge

Zu Beginn des Jahres 1945 waren Kamp-Lintforter Familien nach Groß-Otterleben bei Magdeburg, nach Landsberg und nach Württemberg umquartiert worden. Am 14. April 1945 waren 4.209 Personen einberufen und rund 4.000 aus Kamp-Lintfort evakuiert worden. Am 1. Mai 1945 lag die amtliche Einwohnerzahl bei 16.120.

In den Monaten von Juni bis August 1945 verzeichnete Kamp-Lintfort größere Bevölkerungsgewinne, was besonders an der Rückkehr von Kriegsteilnehmern und Evakuierten lag. In der Zeit vom 1. Mai bis zum 31. Dezember 1945 wuchs die Bevölkerung um 43 Prozent auf 23.105 Einwohner an und hatte damit in etwa wieder den Stand vom 1. September 1939 mit 23.338 Einwohnern erreicht. Bis 1950 verstärkte sich der Zuzug, so daß sich innerhalb von vier Jahren der Flüchtlingsbestand um 395 Prozent vervielfältigte.

Über die Wohungsnot der Nachkriegszeit in Kamp-Lintfort berichtetete die Rheinische Post in ihrer Ausgabe vom 28.12.1949

Das Jahr 1950: Kamp-Lintfort wird Stadt

Im Jahr 1950 war ein weiteres wichtiges Ereignis: Kamp-Lintfort erhielt mit vom Innenminister am 7. Ja-nuar 1950 das Recht, sich zukünftig "Stadt Kamp-Lintfort" nennen zu dürfen. Die feierliche Überreichung der Urkunde durch Regierungspräsident Baurichter erfolgte am 12. Februar in der Aula der Realschule. Sie wurde von Bürgermeister Robert Schmelzing entgegengenommen. Die 1934 entstandene und bisher nicht wappen- und siegelführende Großgemeinde Kamp-Lintfort feierte das Ereignis am Nachmittag des 12. Februars mit einem großen volkstümlichen Umzug, an dem Vereine und Vertreter der Berufsgruppen teilnahmen.

Die Entwicklung der Stadt in den fünfziger Jahren

Zu Beginn der fünfziger Jahre war man auch in Kamp-Lintfort mit der Beseitigung der Kriegsfolgen fast fertig. Es mußten nicht nur die Wohnungen, sondern auch öffentliche Gebäude, Straßen und Brücken wieder hergerichtet werden. Die Instandsetzung der Bergmannshäuser übernahmen die DKBL (= Deutsche Kohlenbergbauleitung) und der Ruhrsiedlungsverband.

Nach dem 2. Weltkrieg bildeten sich bei der Neubebauung vier Siedlungsschwerpunkte heraus. Schon 1949 hatte man mit der Errichtung einer Bergbausiedlung im Geisbruch begonnen, die von der Zeche in Auftrag gegeben worden war und von gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaften durchgeführt wurde. Hierzu gab es von der Zeche zinslose Darlehen und billiges Bauland. Die Häuser kamen in den Besitz der Unternehmen, die sie auch verwalteten. In einem ersten Bauabschnitt bis 1954 wurden zwei- und dreigeschossige Doppelhäuser, zu denen auch Gärten oder Grünanlagen gehörten, errichtet. Das Gebiet bot sich vor allem deswegen zur Bebauung an, weil dort die gesamten Fettkohlenvorräte schon abgebaut waren und sich das Gebirge gesetzt hatte. So waren nennenswerte Bergschäden nicht mehr zu erwarten. Da das Gebiet im Westen der Zeche lag, konnte von einer nur geringfügigen Belästigung durch Abgase ausgegangen werden. Im zweiten Bauabschnitt zwischen 1955 und 1958 im Gebiet Eyller-, Mittel- und Ferdinantenstraße wurden hauptsächlich Wohnblocks errichtet. An der Kamper und Parkstraße sowie im Bereich der Eyller-, Ferdinanten- und Schulstraße wurden kleinere Geschäfte und ein Supermarkt eingerichtet. Hinzu kamen eine Postnebenstelle und eine Sparkassenfiliale.

1951 wurde mit der Bebauung des Niersenbruch-Gebietes begonnen. Hier entstanden allerdings Woh-nungen für Privatleute, die nicht auf der Zeche beschäftigt waren. Interessenten konnten an der Wiesenbruchstraße günstig Land von der Stadt erwerben. An der Fasanenstraße wurden einige zwei- und dreigeschossige Mehrfamilienhäuser durch die Zeche errichtet. 1958 entstanden weitere Eigenheime an der Möhlenkampstraße.

Für Nichtbergleute wurde nordöstlich der alten Zechensieldung 1953 bis 1955 das "Tor Ost" von der Grafschaft Moers GmbH gebaut. Dort zogen viele Heimatvertriebene, Flüchtlinge und Stadtbedienstete hin. Im Jahre 1953 hatte die Stadt 30.000 Einwohner.

Seit 1955 wurde die Bebauung des Gestfeld-Gebietes südwestlich der Zeche in Angriff genommen. Im Norden schloß sich der Geisbruch an, wobei die Kleine Gorley und der Hornbuschgraben die Trennlinie zwischen beiden Siedlungsgebieten darstellt. Einige Wohnungen und Eigenheime wurden mit Hilfe von Siedlungsgenossenschaften im Auftrag des Bergbaus erbaut, aber es gab auch viel private Eigenheime, die dort entstanden, was besonders in der zweiten Phase, die von 1959 bis 1964 dauern sollte, der Fall war. Auch in der zweiten Phase wurden hauptsächlich ein- und zweigeschossige Einfamilienhäuser ge-baut. Am Dieprahmsweg entstanden eingeschossige Häuser in Bungalow-Bauweise. Neu war, daß im Gestfeld Hochhäuser erbaut wurden, die auch Geschäfte beinhalteten. Dabei handelte es sich um das sog. "Gestfeldcenter", das im Atriumstil errichtet wurde.

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Walter Müller - Betriebsdirektor in der Zeit von 1952 bis 1958 und Werksdirektor in der Zeit von 1958 bis 1961 von Friedrich Heinrich

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Walter Müller, Direktor

Walter Müller war in der Zeit von 1952 bis 1958 Betriebsdirektor und in der Zeit von 1958 bis 1961 Werksdirektor von Friedrich Heinrich.
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Eine weitere Zeche entsteht: Rossenray

Schon im Jahre 1942 war mit dem Abteufen der Schächte auf Rossenray begonnen worden, die Fortsetzung der Arbeiten wurde aber nach dem Einmarsch der Amerikaner im März 1945 verboten. Schon zur Jahrhundertwende hatten Paul und August Stein dort Mutungs- und Aufschlußbohrungen auf Steinkohle und Steinsalz niederbringen lassen.

Nach dem Kriege gingen die beiden Grubenfelder Rossenray und Rheinberg in den Besitz der neugegründeten Bergwerke Essen-Rossenray AG über und am 15. August 1954 konnten die Arbeiten wieder aufgenommen werden. Das eigentliche Abteufen des Schachtes 1 begann im November 1955, jenes des Schachtes 2 im April 1957, nachdem im März 1957 das Steinkohlengebirge im Schacht 1 erreicht worden war.

Der Abteufturm Schacht 1 im Jahre 1954

Allein 1957 und 1958 wurden für die neue Schachtanlage insgesamt 22,3 Mio. DM aufgebracht. Die Schächte haben eine Tiefe von 890 bzw. 970 m und die Dicke der Fettkohleflöze liegt zwischen 90 cm und 2 m. In 500 und 700 m Tiefe wurden Sohlen gesetzt, um möglichst Bergschäden zu vermeiden. Ein Drittel aller Felder über der Kohle sind Steinsalzlager, die eine hohe Standfestigkeit gewährleisten. Da die geologischen Bedingungen sich als günstig erwiesen, konnte der Kohleabbau voll mechanisiert werden.

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Ansichtskarten aus der Zeit vom 2. Weltkrieg bis zum Beginn der Kohlenkrise mit Motiven der Steinkohlenbergwerk Fried-rich Heinrich AG (1940 - 1957)

Ab dem 15. Januar 1940 stand die Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich AG, seit 1924 ein französisches Unternehmen, im Zeichen des Krieges als "feindliches Vermögen" unter deutscher Zwangsverwaltung. Seine Beschäftigten wusste der personalintensive Steinkohlenbergbau jedoch noch bis Ende 1941 vor dem Zugriff der Wehrmacht zu bewahren. Diese Umstände sowie der Weltkrieg überhaupt finden, sieht man einmal von den Feldpostkarten ab, auf den Ansichtskarten mit heimischen Bergbaumotiven erwartungsgemäß keine Berücksichtigung. Präsentiert wurden vielmehr auch weiterhin bekannte oder gefällig Motive.

Der nach einem oberhessischen Ort verschickte "Gruß aus Kamp-Lintfort" zeigt u.a. einmal mehr die gerne in Anspruch genommene Silhouette der Zeche sowie die Wilhelm-Schule mit dem inzwischen versetz-ten Jugendstilbrunnen im Vordergrund. Variantenreichtum ist kein Merkmal der Ansichtskarten aus den 40er Jahren. Dies änderte sich auch nicht, als der Zweite Weltkrieg für die Kamp-Lintforter Bevölkerung mit der Einnahme der Gemeinde durch amerikanische Soldaten am 5. März 1945 faktisch beendet war.

Diese Mehrbildkarte wurde von M. Wiefels in Kamp-Lintfort verlegt und am 1. März 1941 in Kamp-Lintfort abgestempelt

Das folgende Beispiel zeigt, dass die Karten bzw. Motive aus der Zeit des "3. Reichs" auch während der jetzt angebrochenen Besatzungszeit zumindest teilweise weiterhin genutzt und wohl auch anstandslos befördert wurden, denn die Mittelschule, für deren Errichtung sich die Friedrich Heinrich AG engagiert hatte, trägt hier noch weiterhin die systemkonforme Bezeichnung "Ernst-Moritz-Arndt-Schule". Allerdings sind aber auch Belege bekannt, in denen solche Gebäude- und Straßenbezeichnungen geschwärzt und durch die angestammten Benennungen ersetzt worden sind.

Abgestmpelt wurde diese Ansichtskarte am 3. September 1945; anstelle einer Briefmarke findet sich der Hinweis "Gebühr bezahlt". Verglegt und vertrieben wurde die Karte von der örtlichen Buchhandlung Vonstein

Neue Kamp-Lintforter Kartenmotive mit Bergbaubezug gab es zu Beginn der 50er Jahre aber durch die Schaffung mehrerer Berglehrlingsheime an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet sowie durch den vollständigen Neubau des kriegszerstörten Terhardts-Hofes, der die Werkschule II der Zeche und weitere Einrichtungen bis zu ihrer Aufhebung beherbergte.

Die abgebildete Ansichtskarte aus Cramers Kusntanstalt KG in Dortmund mit einer Teilansicht des Terhardts-Hofes, in dem Generationen von Bergarbeitertöchtern "Haushalt lernen" wollten, sollten oder mußten, stammt aus dem Jahre 1954

1956 war in der Kamp-Lintforter Bergbaugeschichte ein besonderes Jahr. Die Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich AG konnte nämlich auf ihr 50-jähriges Bestehen zurückblicken und veröffentlichte aus diesem Anlaß auch eine Unternehmensgeschichte, die heute - gut weitere 50 Jahre später - ein beliebtes Sammlerobjekt darstellt. 1957 beschäftigte Friedrich Heinrich 8.588 Menschen, darunter allein 4.898 im Untertagebetrieb.

Der neue Förderturm Schacht 1 wurde zum Jahreswechsel 1957/58 fertig und gab zugleich ein neues und gerne aufgegriffenes Motiv für Ansichtskarten aus Kamp-Lintfort ab, das sich in dieser Zeit des deutschen Wirtschaftswunders und der Kohlenkrisen zugleich mit idyllischen Ansichten des städtischen Strandbades Pappelsee verbinden ließ.

Die Ansichtskarte aus der zweiten Hälfte der achtiziger Jahre zeigt - mit gleich sechszehn Motiven - Impressionen vom Niederrhein, wobei das Foto von Kloster Kamp den noch nicht restaurierten Terrassengarten abbildet
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